Gute Frage. Kommt immer wieder und wird meistens völlig überbewertet. Denn mal ganz ehrlich: Wer merkt denn den Unterschied zwischen einem Brett mit 8 Meter Radius und einem mit 9 Metern? 30 cm Noselänge vs. 34cm? Hinzu kommt, dass du am Berg eh ständig wechselnde Verhältnisse antriffst: Harsch, Powder, Sulz – manchmal sogar in einer Abfahrt. Wie will man da immer das perfekte Brett dabei haben? Das geht einfach nicht.
Meine Lösung: Ein Brett, das möglichst überall funktioniert kombiniert mit den Skills, um in jeder Situation das Beste aus den aktuellen Verhältnissen zu machen.
Soweit so gut, aber jetzt musst du dich trotzdem für irgendwas entscheiden. Damit es am Ende für dich passt, schau einfach, was du am meisten fährst und welcher der gängigen Shapes dir am nächsten kommt. Einfach gesprochen gibt es nämlich nur vier verschiedene Splitboard-Shapes:
- Der Freerider
Diesen bewährten Klassiker findet man eigentlich bei jedem Hersteller: Zum Powdern ist die Nose ist etwas länger und breiter als das Tail, aber moderat. Taper heißt dieser Unterschied zwischen Nose- und Tailbreite und der liegt hier meistens bei 1-2cm. Vorne und hinten aufgebogen und optimaler Weise im Tail etwas härter. So präsentiert sich der universellste Splitboardshape und genau das macht ihn so gut. Denn von Powder bis Firn wirst du damit überall deinen Spaß haben. Es gibt zwar in jeder Situation Bretter, die noch besser funktionieren, aber damit sind dann wesentlich mehr Kompromisse an anderer Stelle gefragt. Von den ersten Splitboards bis heute war der Freeride-Shape immer ein beliebtes Setup. Ganz einfach, weil‘s funktioniert. Wenn das Brett dir zwischen Stirn und Nase reicht, machst du sicher nichts falsch.
Typische Vertreter sind das Prior Backcountry, Amplid Lab Carbon Split und das Jones Solution
Daumen rauf:
Vielseitigkeit, Laufruhe, zuverlässige Performance in allen Situationen. Gewissheit immer das Richtige dabei zu haben. Gute Spureigenschaften.
Daumen runter:
Jede Einzeldisziplin könnte ein wenig optimiert werden – allerdings nicht gleichzeitig.
- Das Floatwunder
Für maximalen Auftrieb ist die Nose lang und breit, während das Tail extrem kurz und deutlich schmäler ausfällt. Der Taper kann hier schon mal bis zu 3cm ausmachen. Die Folge ist ein extrem leichtes und frühes Aufschwimmen im Pow, da der hintere Fuß durch die deutlich kleinere Auflagefläche sofort einsinkt, während der vordere genauso leicht oben bleibt. Eine weitere Folge dieser Geometrie ist, dass man mit dem Floatwunder quasi auf der Stelle drehen kann. Das kurze Tail lässt sich auch in den engsten Rinnen ohne Probleme ums Eck zaubern. Ein negativer Aspekt dieser Wendigkeit besteht darin, dass es bei richtig viel Speed etwas unruhig wird. Dafür hat man aber auch auf dem Weg nach oben nur das Nötigste dabei.
Typische Vertreter sind das Amplid Morning Split, das Burton Fish oder das Jones Hoovercraft.
Daumen rauf:
Wendig, leicht, schwimmt schnell auf, leicht zu fahren
Daumen runter:
Sinkt beim Spuren im tiefen Schnee stärker ein als lange Bretter, wird bei Highspeed etwas nervös, starke Asymmetrie zwischen Nose und Tail macht Freestylemanöver etwas anspruchsvoll.
- Die Freestylenudel
Als nur die alten Säcke zum Splitboarden gegangen sind, war Luftakrobatik erst mal kein Thema. Doch schön langsam drängt die nächste Generation jüngerer Rider ins Backcountry und die wollen ihre Airtime auch oder gerade auf Tour unterbringen. Das optimale Brett dafür hat einen Twinshape, sprich Nose und Tail sind absolut identisch und es gibt kein Setback. Dieser Shape ermöglicht viel Freestylegaudi, bedeutet aber gleichzeitig Abstriche bei den Fahreigenschaften im Powder. Sprich um die Nose nach oben zu bekommen, darf der Fahrer den Berg oft im Wheely bezwingen.
Typischer Vertreter ist das Prior AMF
Daumen rauf:
Wer sonst auf Twintips unterwegs ist, findet hier den gewohnten Shape und kann seine Tricks so optimal ins Backcountry übertragen. Bei Firn machen die kurzen Bretter enorm Spaß.
Daumen runter:
Abfahrtseigenschaften sind nicht powderoptimiert und für richtige Freestyleeinlagen ist das Gesamtgewicht aus Brett und Verbindern etwas hoch.
- Die Gun
Kennt man das noch? In den 80ern waren Guns absolut salontauglich, heute sind sie eher selten geworden. Das liegt daran, dass dieser Shape für die extremen Powdertage reserviert bleibt und Boards meist ab 170 cm beginnen. Im Aufstieg eine ziemliche Ansage, denn so viel Brett will erst mal hochgewuchtet werden. Aber wegen dem Spuren ist keiner mit einer Gun unterwegs. Bei mehr als 40cm Neuschnee jedoch, gibt es nichts, was an die Abfahrtsperformance dieser Bretter herankommt. Allerdings nur dann und das ist in Europa eher selten der Fall. Das Geheimnis dieses ultimativen Powder-Shapes liegt in seinem verschwenderischen Design. Das Material, was beim Taperboard an der Kante weggenommen wird fehlt hier in der Mitte des Tails und formt so den charakteristischen Schwalbenschwanz. Dadurch sinkt der hintere Fuß ein und trotzdem bleibt die Stabilität im Tail erhalten. Vollgas? Gerne! Die oben angesprochene Vielseitigkeit fehlt hier ein bisschen, daher würde ich eine Gun eher als Zweit- oder Drittsplit empfehlen.
Typische Vertreter sind das Voile V-Tail und das Prior Swallow Tail.
Daumen rauf:
Aufschwimmen und Highspeed im Powder sind unvergleichlich. So gelingen große stabile Turns spielerisch.
Daumen runter:
So viel Brett ist ganz schön schwer und man braucht weite hindernislose Hänge mit viel Schnee, was in dieser Kombination nicht immer zu haben ist.
Noch was?
Jetzt hat er ja gar nichts zum Rocker geschrieben! Das ist doch total wichtig! Was soll ich denn jetzt shoppen? Hilfe!
Gut, kommt gleich: Ich oute mich hier mal als einer der alten Säcke, die auf Camberboards das Snowboarden gelernt haben. Darum würde ich immer nur ein Brett fahren wollen, das zumindest unter dem hinteren Fuß einen Camber hat. Aus mehreren Gründen:
- Ein Camber hat einen besseren Eisgriff. Wenn’s hart auf hart kommt, bin ich damit im schwierigen Gelände wesentlich sicherer unterwegs.
- Felle halten besser auf einem Camberboard. Denn der Kleber pappt nur dort, wo er belastet wird. Bei Fullrockern ist immer eine hintere Felleinhängung nötig
- Ein Camber ist beim Beschleunigen aus großen Turns heraus stabiler.
Davon abgesehen schätze ich einen Noserocker durchaus. Aber für mich reicht es vollkommen, wenn der bis zur vorderen Bindung geht. Dann erleichtert er das Aufschwimmen und nimmt nichts vom Kantenhalt, den ein Camber liefert.
So, das war’s mit meinem Wissen zum Thema welches Splitboard hätten’s denn gern? Weitere extrem fundierte Expertenmeinungen und jede Menge Quatsch findest du auch auf erstespur
Viel Spaß beim Stöbern.