Tipp 11: Wie finde ich das richtige Splitboard?

Wenn du vorhast, längere Touren zu gehen, ist ein Splitboard die sinnvollste Investition. Die Dinger sind teuer, aber sie funktionieren gut. Wenn du dich einmal zu dieser Ausgabe durchgerungen hast, musst du dich nur noch für ein Modell entscheiden. Dabei hast du den Vorteil, dass es kaum noch richtig schlechte Splitboards gibt. Trotzdem sollten Shape und Länge zu dir passen, damit du deinen Spaß hast. Würde ich mir heute ein Splitboard zulegen, würde ich über diese Punkte nachdenken:

Shape: Am besten eignet sich ein möglichst universeller Shape – zugeschnitten auf deine Vorlieben. Wer sich nicht sicher ist, greift zum Freerider bei dem die Nose länger ausfällt als das Tail. Ist das Brett hinten schmaler als vorne spricht man von Taperboards. Sie erleichtern das Aufschwimmen, sind jedoch bei sehr hohem Tempo etwas nervöser. Die Freestylefraktion greift zum Twintip, bei dem Nose und Tail identisch ausgelegt sind und so vorwärts und rückwärts dieselben Fahreigenschaften bieten. Dafür schwimmt dieser Shape bei wenig Speed nicht so gut auf.

Länge: Je länger das Brett, umso mehr Spaß im Powder, aber auch umso schwerer im Aufstieg. Es ist also ein Kompromiss gefragt. Darum würde ich dir zu einem möglichst kurzen Brett raten, das möglichst guten Auftrieb gibt. Stichwort Tapershape. Weiterer Vorteil: Dieser Shape ist universeller als die 190er Powdergun oder der 152er Jibstick. Ein Brett, das dir zwischen Nase und Stirn reicht, ist im Backcountry für die meisten Bedingungen ideal.  Mit 175cm Größe und einem Gewicht von 75kg landet man da bei Brettlängen so um die 160–165cm. Das sollte bei den meisten Bedingungen funktionieren. Aber nicht nur die Größe, sondern auch die Riderstatur hat einen Einfluss auf die optimale Boardlänge. Leute, die einen breiteren Schatten werfen, greifen zu längeren Boards, wer sich auch hinter einer Straßenlaterne verstecken kann, ist mit kürzeren gut bedient. Bieten Swallowtails im tiefem Powder das optimale Setup, bin ich im Frühling oft auch mit kurzen Stumpen unterwegs. Die sind drehfreudiger und im Aufstieg wesentlich leichter. Im Firn geht es nicht ums Aufschwimmen, die Boardlänge spielt also keine Rolle mehr. Wenn dann nur noch ein paar Restschneefelder übrig sind, reicht mir sogar ein 106cm kurzer Hobel.

Gewicht: So leicht wie möglich. Durch die Verbinder wird das Brett eh schwerer, darum ist es gut, wenn das Ding möglich leicht ausfällt. Im Aufstieg zerren die Boardhälften schließlich bei jedem Schritt am Bein.

Fahreigenschaften: So agil wie möglich. Durch die zwei Teile und das höhere Gewicht sind Splitboards gerade bei niedrigem Tempo etwas träger. Auch da hat der Tapershape die Nase vorn. Mit etwas mehr Speed merkst du dann aber keinen Unterschied mehr zum normalen Brett.

Rocker: Ein Rockershape erleichtert das Aufschwimmen und unterstützt damit kürzere Boardlängen. Ob sich der Rocker nur im Bereich der Nose oder über das ganze Brett erstreckt, ist Geschmackssache. Ich schätze eine gerockerte Nose für mehr Auftrieb und einen Camber zwischen den Beinen, um wenn’s drauf ankommt, den nötigen Kantengriff zu haben. Bretter mit Rocker von vorne bis hinten haben den Nachteil, dass die Felle schlechter halten, da sie punktueller belastet werden und der Druck sich im Aufstieg nicht so gut auf die gesamte Länge verteilt.

Breite: Die richtet sich nach den Boots. Sie sollten weder überstehen, noch einen Zentimeter vor der Kante enden. Schmalere Boards sind leichter und wendiger, wer aber eine hoch bauende Bindung oder eine Distanzplatte fährt, kann auch mit größeren Füßen Spaß auf schmaleren Brettern haben. Fattys dagegen haben mehr Auftrieb.

Härte: Die Biegefestigkeit hängt mit der Länge des Boards zusammen. Bretter, die an deiner Stirn oder höher enden, sollten eher weich sein, damit sie auch im schwierigen Gelände noch gut zu beherrschen sind. Neben der Länge bestimmt der Einsatzbereich des Brettes die Härte. Pflügst du ausschließlich durch grundlosen Powder, dann bist du mit einer Gummiplanke gut beraten. Sollten zerfahrene Krautacker und Sulzbuckel zu deinem bevorzugten Terrain gehören, gibt ein hartes Board vor allem bei höheren Geschwindigkeiten mehr Stabilität.

Interface: In Sachen Interface dominiert Voilé im Moment den Markt für Zweiteiler. Die wesentlichen Vorteile dieses Systems sind seine Zuverlässigkeit und die einfache Bedienung. Daneben existieren Interfaces von Atomic, Plum, Splitsticks und Karakoram. Die serienmäßige Produktion von Verbindern für Dreiteiler wurde mittlerweile eingestellt und kommt nur noch in Custom-Aufbauten zum Einsatz.

Soweit so gut, aber jetzt musst du dich trotzdem für irgendwas entscheiden. Damit es am Ende für dich passt, schau einfach, was du am meisten fährst und welcher der gängigen Shapes dir am nächsten kommt. Die vier häufigsten Shapes im Detail:

Der Freerider

Diesen bewährten Klassiker findet man eigentlich bei jedem Hersteller: Zum Powdern ist die Nose etwas länger und breiter als das Tail, aber moderat. Das Brett ist vorne und hinten aufgebogen und optimaler Weise im Tail etwas härter. So präsentiert sich der universellste Splitboardshape und genau das macht ihn so gut. Denn von Powder bis Firn wirst du damit überall deinen Spaß haben. Es gibt zwar in jeder Situation Bretter, die noch besser funktionieren, aber damit sind dann wesentlich mehr Kompromisse an anderer Stelle gefragt. Von den ersten Splitboards bis heute war der Freeride-Shape immer ein beliebtes Setup. Ganz einfach, weil‘s funktioniert. Wenn das Brett dir zwischen Stirn und Nase reicht, machst du sicher nichts falsch.

Typische Vertreter sind das Prior Backcountry, Amplid Lab Carbon Split und das Jones Solution

Daumen rauf:

Vielseitigkeit, Laufruhe, zuverlässige Performance in allen Situationen. Gewissheit immer das Richtige dabei zu haben. Gute Spureigenschaften.

Daumen runter:

Jede Einzeldisziplin könnte ein wenig optimiert werden – allerdings nicht gleichzeitig.

 

Das Floatwunder

Für maximalen Auftrieb ist die Nose lang und breit, während das Tail extrem kurz und deutlich schmäler ausfällt. Der Taper kann hier schon mal bis zu 3cm ausmachen. Die Folge ist ein extrem leichtes und frühes Aufschwimmen im Pow, da der hintere Fuß durch die deutlich kleinere Auflagefläche sofort einsinkt, während der vordere genauso leicht oben bleibt. Eine weitere Folge dieser Geometrie ist, dass man mit dem Floatwunder quasi auf der Stelle drehen kann. Das kurze Tail lässt sich auch in den engsten Rinnen ohne Probleme ums Eck zaubern. Ein negativer Aspekt dieser Wendigkeit besteht darin, dass es bei richtig viel Speed etwas unruhig wird. Dafür hat man aber auch auf dem Weg nach oben nur das Nötigste dabei.

Typische Vertreter sind das Amplid Morning Split, das Burton Fish oder das Jones Hoovercraft.

Daumen rauf:

Wendig, leicht, schwimmt schnell auf, leicht zu fahren

Daumen runter:

Sinkt beim Spuren im tiefen Schnee stärker ein als lange Bretter, wird bei Highspeed etwas nervös, starke Asymmetrie zwischen Nose und Tail macht Freestylemanöver etwas anspruchsvoll.

 

Die Freestylenudel

Als nur die alten Säcke zum Splitboarden gegangen sind, war Luftakrobatik erst mal kein Thema. Doch schön langsam drängt die nächste Generation jüngerer Rider ins Backcountry und die wollen ihre Airtime auch oder gerade auf Tour unterbringen. Das optimale Brett dafür hat einen Twinshape, sprich Nose und Tail sind absolut identisch und es gibt kein Setback. Dieser Shape ermöglicht viel Freestylegaudi, bedeutet aber gleichzeitig Abstriche bei den Fahreigenschaften im Powder. Sprich um die Nose nach oben zu bekommen, darf der Fahrer den Berg oft im Wheely bezwingen.

Typischer Vertreter ist das Prior AMF

Daumen rauf:

Wer sonst auf Twintips unterwegs ist, findet hier den gewohnten Shape und kann seine Tricks so optimal ins Backcountry übertragen. Bei Firn machen die kurzen Bretter enorm Spaß.

Daumen runter:

Abfahrtseigenschaften sind nicht powderoptimiert und für richtige Freestyleeinlagen ist das Gesamtgewicht aus Brett und Verbindern etwas hoch.

 

Die Gun

Kennt man das noch? In den 80ern waren Guns absolut salontauglich, heute sind sie eher selten geworden. Das liegt daran, dass dieser Shape für die extremen Powdertage reserviert bleibt und Boards meist ab 170 cm beginnen. Im Aufstieg eine ziemliche Ansage, denn so viel Brett will erst mal hochgewuchtet werden. Aber wegen dem Spuren ist keiner mit einer Gun unterwegs. Bei mehr als 40cm Neuschnee jedoch, gibt es nichts, was an die Abfahrtsperformance dieser Bretter herankommt. Allerdings nur dann und das ist in Europa eher selten der Fall. Das Geheimnis dieses ultimativen Powder-Shapes liegt in seinem verschwenderischen Design. Das Material, was beim Taperboard an der Kante weggenommen wird fehlt hier in der Mitte des Tails und formt so den charakteristischen Schwalbenschwanz. Dadurch sinkt der hintere Fuß ein und trotzdem bleibt die Stabilität im Tail erhalten. Vollgas? Gerne! Die oben angesprochene Vielseitigkeit fehlt hier ein bisschen, daher würde ich eine Gun eher als Zweit- oder Drittsplit empfehlen.

Typische Vertreter sind das Voile V-Tail und das Prior Swallow Tail.

Daumen rauf:

Aufschwimmen und Highspeed im Powder sind unvergleichlich. So gelingen große stabile Turns spielerisch.

Daumen runter:

So viel Brett ist ganz schön schwer und man braucht weite hindernislose Hänge mit viel Schnee, was in dieser Kombination nicht immer zu haben ist.

 

Davon abgesehen gibt es für Snowboarder noch ein paar andere Möglichkeiten, seine Runs aus eigener Kraft zu erschließen. Dabei hat jedes Setup unterschiedliche Vor- und Nachteile. Hinzu kommt, dass je nach Bedingungen unterschiedliche Qualitäten gefragt sind. Kurze Varianten vom Lift aus funktionieren evtl. sogar ohne Aufstiegshilfe, was Gewicht und Umbauzeiten stark verkürzt.

Ist allerdings noch keine Aufstiegsspur eingetreten, sind Schneeschuhe auf einmal durchaus attraktiv. Splitboards spielen ihre Stärken vor allem im tiefen Schnee und auf langen Touren mit moderater Steigung aus.

Hast du dir fürs Frühjahr z.B. eine steile Rinne ausgesucht, können schmale Kurzski eine gute Idee für den Weg dorthin sein, da sie auf den morgens gefrorenen Hängen einen sensationellen Kantenhalt bieten. Kurz bevor es richtig steil wird, kannst du die Ski dann deponieren und in der Abfahrt wieder einsammeln.

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